Becherhaus 3.195m

Die höchstgelegene Schützhütte Südtirols hat es uns angetan. Wir vier Marina, Stefan, Matthias und ich haben ein ganzes Wochenende eingeplant diese Tour nicht im Schnelltempo sondern mit Genuß zu absolvieren. Schon lange haben wir im Bettenlager reserviert und endlich ist der Tag gekommen.Es ist Juli, ein wunderschöner Sommertag! Was für ein Glück, der Wettergott hat es gut mit uns gemeint.Wir starten vom Kalterer See Hotel Leuchtenburg schon sehr früh.

Wir fahren vom Hotel Leuchtenburg am Kalterer See bis nach Maiern im Ridnauntal und parken dort fast neben dem Bergbaumuseum Schneeberg. Ein älterer Mann beobachtet wie wir dicke Rucksäcke und schwere Bergschuhe aus dem Auto herausziehen und hat gleich verstanden wo es hingeht! Er wünscht uns eine gute Wanderung und Berg heil. Wir sind motiviert, gut in der Zeit und starten noch in kurzen Hosen. Wir wandern einem Fluß entlang bis zur Aglsbodenalm auf 1.735m, ein beliebtes Familienziel. So früh am morgen treffen wir jedoch noch auf wenige Wanderer.

Nun geht es schon etwas steiler aufwärts, wir überqueren kleine Bachläufe, es sprudelt förmlich nur so aus dem Berg heraus.Teils laufen wir Serpentinen entlang, dann wieder Wiesenlandschaft,es ist wunderschön und sehr abwechslungsreich.

Wir kommen an der Grohmannhütte auf 2.254m. Wir überlegen ob wir hier kurz einkehren, entscheiden uns aber wieder um, weil wir die nächste Hütte darüber schon erblicken können und uns dass wiederum anspornt! So zieht sich der Weg hinauf, durch die Wiesen, es sieht steiler aus als es ist. Zum Glück, den ganz plötzlich schlägt das Wetter um, es beginnt leicht zu Regnen und man halte sich fest : zu schneien!

Mit Regenschutz stürmen wir die Teplitzer Hütte auf 2.586m. Wir wärmen uns drinnen auf, bestellen eine Knödelsuppe. Nun beginnt der Schneesturm richtig stark zu werden und wir entscheiden uns kurz abzuwarten, wir sind ja eh früh dran. Wir plaudern mit dem sympathischen Wirt und kosten vom hausgemachten Turtschen-schnaps. Sobald das Wetter sich ein bisschen bessert brechen wir wieder auf, wir müssen ja schließlich noch einige Höhenmeter überwinden.

Wir wandern weiter, der Weg ist nun schon felsiger, der Wind und der nasse Regen erschwert alles ein bisschen. Ab und zu kommt dann doch wieder die Sonne hervor, ziemlich launisch hier ! Wir erreichen nach einem eher flachen Stück die kleine Gletscherzunge.

Von hier aus sehen wir nun das erste mal das Becherhaus. Fantastisch, es thront quasi auf einem Fels, sieht zum greifen Nahe, aber unsere Vorstellungen werde zu Nichte gemacht: ein Schild mit Aufschrift noch eine Stunde bis zum Becher. Es hilft nichts also weiter. Wir überqueren die Gletscherzunge, es ist nicht schwierig, viel ist nämlich nicht mehr übrig davon. Trotzdem stapfen wir vorsichtig durch den Schnee.

Nun beginnt der letzte Aufstieg,leider eben im nassen Regen. Es geht über großen Felsen mit leichter Blockkletterei voran.

eils ist es auch gesichert, ohne Wanderstöcke ist es och ein bisschen anstrengend und man muss sich schon mal festhalten. Der Regen erschwert den Aufstieg, da der Fels doch nass und rutschig ist. Fast sind wir da und vor lauter Freude gehe ich immer schneller, bis wir endlich die Stufen des ersehnten Becherhauses erreichen.

Das Wetter ist leider nicht so super, wir lassen uns mal kurz auf der Terrasse nieder und schauen uns die umliegenden Gipfel an. Ganz nah nur eine kurze Gradwanderung von uns entfernt liegt der Wilde Freiger. Wenn wir den Blick in die andere Richtung drehen, dann sehen wir das Zuckerhütl und darunter die Müllerhütte. Um diese zu erreichen, müsste man den Gletscher überqueren.

Nun wollen wir uns endlich das Schutzhaus von Innen ansehen. Aufgewärmt und umgezogen gehen wir in die beheizte Stube und verteiben uns die restliche Zeit bis zum Abendessen mit einem Kniffel. Um zehn Uhr abends dann geht es in die Schlafsäcke.

Am nächsten Morgen wollen wir den Sonnenaufgang im Ridnauntal betrachten und stehen ganz früh auf. Es ist aber sowieso das ganze Haus schon wach und zusammen mit allen anderen stehen wir in der klirrenden Kälte. Nachdem also Tag angebrochen ist gibt es ein kleines stärkenden Frühstück, Butterbrot und Kaffee. Wir packen die Rucksäcke und brechen zum Wilden Freiger auf. Eigentlich braucht man zum Gipfel maximal eine Stunde. Beim ersten Stück auf den gesichterten Grad bemerken wir aber, das vom gestrigen Regen und der Kälte der ganze Fels eisig und extrem rutschig ist. Nach

Minuten mühsamen und gefährlichen „eiswandern“ beschließen wir, dass wir umkehren, da es einfach zu riskant wäre den Weg in diesem Tempo und unter diesen Bedingungen fortzusetzen.Wir schießen noch ein paar Fotos und genießen diese herrliche Aussicht. Wir nehmen Abschied vom Becherhaus und treten den Heimweg zur Leuchtenburg an. Es ist circa 8 Uhr morgens und wir steigen mühsam den eisigen Weg vom Becherhaus ab. Da kommt uns einer entgegen, ohne Rucksack nur mit Trinkflasche, Halbschuhen und  zusammengefaltete Wanderstöcke. Er läuft an uns vorbei und ich frage mich wie der schon so früh hier oben sein kann. Ich erinnere mich, dass ich diese Woche einen Kalterer Bergläufer kennengelernt habe, dem ich erzählt habe, das wir diese Tour am Wochenende vor haben. Es soll heißen er selbst schaffe den Becher auf und ab in weniger als Stunden! Ich rufe ihm nach „Hey, bisch du a Kolterer?“  Da, er dreht sich um, und ist es auch tatsächlich! Er erkennt mich sofort und wir reden kurz,  in 3 Stunden und 45 Minuten wird er er heute schaffen, unglaublich! Auf dem Weg hinunter überholt er uns dann nochmal. Wir lachen nur und gehen in unserem gewohnten Tempo weiter, wir wollen ja auch etwas von der Landschaft sehen. Wie klein doch die Welt ist- fährt man bis an die Landesgrenzen und trift doch auf einen Kalterer !

Insgesamt haben wir 19 Kilometer und rund 2.100 Höhenmeter überwunden. Eine wunderschöne Tour, die aufgeteilt auf 2 Tagen auch nicht zu anstrengend ist.

GPS Track Wanderung Becherhaus

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